Der katholische Familienbischof, Erzbischof Koch, wettert gegen Frauentag als gesetzlichen Feiertag


Karnevalistischer Kommentar von Werner J. Kohl

Erzbischof Koch pöbelt populistisch gegen Gleichstellung der Frauen

Gegen die Entscheidung des Berliner Parlaments stellt Koch sein Bild von Frauen, "die sich für eine Lebensweise entscheiden, die der Mainstream als altmodisch ansehe."

– Rückwärtsgewandt in frauenfeindliche Zeiten, 

– Sehnsucht nach „altmodischen Frauen“,

– Beiträge zur Gleichstellung der Frau werden als „Mainstream“ abgetan.

 

Keine Achtung vor der Demokratie?

Die demokratische Entscheidung eines rechtsstaatlichen Parlaments wird von einem kirchlichen Amtsträger schlecht geredet, wie Populisten vom rechten Randes es am Stammtisch tun. Der Bischof, dessen Besoldung aus staatlichen Kassen erfolgt, hat bei Amtsübernahme dem Staat Loyalität geschworen, die er nun offensichtlich aufgibt.

 

Ablenkung von kirchlichen Problemen

Die reaktionären Ansichten werden auf gönnerhaft-leutselige Art vermittelt. Mit dem Bischofsbonus wird Politik gemacht.

Karnevalistischen Kumpanen in der demokratischen Diaspora des katholischen Rheinlands werden die sexistischen Sprüche gegen die Selbstbestimmung von Frauen gefallen. Widerspruch von weiblichen Priestern ist nicht zu erwarten, solange in der Kirche ausschließlich Männer das Sagen haben.

Statt Aufarbeitung der Missstände im eigenen Laden, wird auf diese Weise von den selbst verursachten Problemen in der Kirche abgelenkt.

 

Machtmissbrauch hat viele Facetten

Es ist auch eine Form frevelhaften Machtmissbrauchs, wenn ein kirchlicher Amtsträger Gläubige politisch beeinflusst.

 

Wer wie ein rückwärtsgewandter Lokalpolitiker redet, kann nicht erwarten, dass man ihn als religiösen Amtsträger ernst nimmt.

 

Diskrepanz von Anspruch und Wirklichkeit

Moralische Integrität und ethisches Handeln sind oft nicht mehr mit einem hohen kirchlichen Amt verbunden. Das hat die Öffentlichkeit spätestens seit Ausbleiben von Ergebnissen des Missbrauchsgipfels in Rom endgültig erfahren.

Die Glaubwürdigkeit vieler selbsternannter Glaubenshüter ist dahin. Glaube kann wohl nur noch von der Basis gestärkt werden.

 

Kleidung oder Verkleidung?

Die kirchliche Obrigkeit ist nur mit sich selbst beschäftigt. Ratschläge und Anweisungen von Unglaubwürdigen sind entbehrlich.

Unwürdige Amtsträger gehören ins Panoptikum der Geschichte.

Nicht Stoff und Farben unterscheiden Kostüme des Karnevals von würdevollen Gewändern, sondern die Würde und Integrität ihrer Träger.


Berliner Morgenpost

02.03.2019 | 16:22 Uhr

Erzbischof Koch greift Berliner Senat wegen Frauentag an

Bericht auf rbb24

Debatte um den Frauentag

Erzbischof greift Rot-Rot-Grün wegen Feiertags am 8. März an 

02.03.2019 | 10:38 Uhr

 

Am kommenden Freitag wird der Frauentag in Berlin zum ersten Mal ein gesetzlicher Feiertag sein - sehr zum Unmut der katholischen Kirche. Erzbischof Heiner Koch hat die rot-rot-grüne Regierungskoalition deshalb am Samstag ungewöhnlich scharf kritisiert.

 

Ungewöhnlich scharf hat der Berliner Erzbischof Heiner Koch am Samstag das rot-rot-grüne Regierungsbündnis angegriffen. Dabei geht es um den Beschluss des Abgeordnetenhauses, den Internationalen Frauentag am 8. März in Berlin zum offiziellen Feiertag zu erklären. Das Parlament hatte die Pläne der Koalition Ende Januar mit 87 zu 60 Stimmen gebilligt. Am kommenden Freitag wird der Frauentag nun zum ersten Mal als gesetzlicher Feiertag begangen.

 

"Das habe ich noch nie erlebt"

Im "Wort des Bischofs", einer Sendung der Katholischen Kirche, die immer am Samstag (im Wechsel mit dem Bischofswort der Evangelischen Kirche) auf der rbb-Welle 88.8 ausgestrahlt wird, sagte Koch: "Ich habe noch nie erlebt, dass erst feststeht, dass es einen neuen staatlichen Feiertag geben wird, und man erst danach überlegt, was man an diesem Tag denn eigentlich feiern oder bedenken will." Dass es kein christlich begründeter Feiertag sein sollte, sei vor allem von jenen Kräften "energisch postuliert" worden, "die unbedingt einen nicht-religiösen Feiertag forderten", fügte der Bischof hinzu.

 

Auch "altmodische Lebensweise" hat seine Berechtigung

Die Begründung der Linkspartei, der Internationale Frauentag solle ein starkes Signal im Kampf um die Gleichstellung der Geschlechter, gegen patriarchalische Herrschaftsstrukturen sein, erinnere ihn zwar an die Bibel-Geschichten über mutige, selbstbewusste und freie Frauen, so der Bischof.

 

Sich für die Freiheit von Frauen einzusetzen, sei eine politische und gesellschaftliche Aufgabe, das müsse aber auch für Frauen gelten, die sich für eine Lebensweise entscheiden, die der Mainstream als altmodisch ansehe. Die Renten für Frauen, die ihre Berufslaufbahn unterbrechen, um für ihre Kinder zu sorgen, seien eine einzige Ausbeutung und Diskriminierung.

 

Umfragen seien nicht berücksichtigt worden

Ferner kritisierte das Oberhaupt des Berliner Bistums, dass Meinungsäußerungen aus der Bevölkerung zur Wahl des neuen Feiertags nicht berücksichtigt worden seien. Die meisten Berlinerinnen und Berliner hätten sich in Umfragen "für das Reformationsfest oder den 9. November mit seinen so bedeutsamen und für uns alle wichtigen Erinnerungsinhalten" als zusätzlichen Feiertag ausgesprochen.

Dies habe die Regierungsparteien im Abgeordnetenhaus aber nicht umstimmen können, kritisierte Koch. "So viel Basisdemokratie scheint wohl doch nicht gefragt, wenn sie gegen das eigene Wählerpotential steht."