Ökumenischer Aschermittwoch der Künstler 2016

St. Matthäus: Ökumenische Vesper

"Aufgabe von Kunst heute ist es, Chaos in die Ordnung zu bringen."  

Das Zitat Theodor W. Adornos stellte Erzbischof Dr. Heiner Koch seiner Predigt voran, die er anlässlich der ökumenischen Vesper zum Ascher-mittwoch der Künstler in der St. Matthäus-Kirche im Berliner Kulturforum hielt. Doch angesichts der teilweise chaotischen Zustände in der Welt erscheint es notwendig, gegenwärtig andere Aufgaben der Kunst in den Vordergrund zu stellen. Künstler haben die Fähigkeit, Allgemeines im scheinbar Unbedeutenden zu beschreiben, das Ganze im Einzelnes zu zeigen. Das eröffnet ihnen die Möglichkeit, Bedürftige, Hilfesuchende und Schwache in ihren Werken zu würdigen. Der Erzbischof forderte Kreative auf, mit dem Herzen zu sehen, das Besondere und Einzigartige in jedem Menschen zu achten. Die erhöhte Sensibi-lität der Künstler begründet auch eine Verant-wortung bei ihrer Arbeit. Am Ende der Vesper spendeten Bischof Dröge und Erzbischof Koch sich gegenseitig und anschließend den Mitfeiernden das Aschekreuz.    

Das Aschekreuz

„Bedenke Mensch, dass Du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehren wirst.“

Diese Worte seien nicht die vollständige Wahrheit, erinnerte der Erzbischof am Ende seiner Predigt. Durch sein Opfer am Kreuz und seine Auferstehung hat Christus für die Menschen den Tod überwunden. Es sind auch die Werke der Kunst, die uns eine Ahnung dessen geben können, was der Glaube uns verheisst. 



Künstlerrede in der Gemäldegalerie

Im Foyer der benachbarten Gemäldegalerie der Staatlichen Museen zu Berlin trafen sich die Gottesdienstteilnehmer danach zur alljährlichen „Künstlerrede“. In diesem Jahr fand ein Podiumsgespräch zwischen dem Direktor der Gemäldegalerie, Prof. Dr. Bernd Wolfgang Lindemann, und dem Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, Olaf Zimmermann, statt. Der Dialog befasste sich mit dem Thema „Vom Wert der Kunst“. Man beklagte die Diskrepanz zwischen wachsenden Verkaufserlösen des Kunsthandels und den stagnierenden Einkünften der Künstler. Die Vorzüge und Schwächen des geplanten Kulturgutschutzgesetzes wurden diskutiert.

Am eindrücklichsten waren die Worte, die Prof. Lindemann zum Kulturgutverlust in Berlins Mitte fand. Er wies auf die nicht rückgängig zu machenden Schäden an der Friedrichswerder-schen Kirche hin, die durch den genehmigten Bau von Luxuswohnungen in direkter Nachbarschaft verursacht wurden. Lindemanns Feststellung setzte sich klar ab von der verharmlosenden Verbrämung dieses Skandals durch Vertreter verantwortlicher Parteien im Berliner Abgeordnetenhaus. Das Baudenkmal dieses Schinkelschen Kunstwerks sei der investorenfreundlichen Bebauung bereits geopfert worden. Das Stadtbild ist durch unproportionierte Nachbarbebauung entstellt, die Wirkung des historischen Baus zerstört. Überdies sind die Schäden am Baudenkmal irreversibel,

hervorgerufen durch Abgrabungen für Tiefbauten in unmittelbarer Nähe der historischen Fundamente. Warnungen von Baufachleuten vor Baubeginn seien ignoriert worden und führten selbst nach Auftreten der ersten Risse nicht zum Umdenken und konsequenten Auflagen durch die Behörden.

Friedrichswerdersche Kirche

Nach dem Podiumsgespräch ergriff Bischof Dröge außerplanmäßig vor dem Publikum zum Notstand der Friedrichswerderschen Kirche das Wort. Er wies darauf hin, dass die evangelischen Kirche als Eigentümerin des geschädigten Bauwerks alle Möglichkeiten zu Ihrem Schutz ausgeschöpft hatte und keine weitere Handhabe gegenüber den Investoren und den Behörden hatte. 

Am 23.10.2015 berichtete des InfoRadio des Rundfunk Berlin Brandenburg (online auch anschaulich) von den Schäden am Baudenkmal.

Schaden sollte andere klug machen

Der evangelischen Kirche müssten alle Kultur-interessierten beistehen und Hilfe gewähren.

Währenddessen erleben wir, dass die katholische Kirche ohne Not, sich selbst in die gleiche Situation zu bringen plant. Keine fremden Investoren, sondern das einst von Kardinal Woelki geführte Erzbischöfliche Ordinariat selbst ließ seit Juli 2014 die Gefährdung eines historischen Bauwerks vorbereiten. Unter Aufbringung von zusätzlichen 1,5 Mio. Euro. Kirchensteuermittel allein für Planung wurde unmittelbar neben der nur 4 Meter tief gegründeten St. Hedwigs-Kathedrale ein über 8 Meter tiefer unterirdischer Kellerneubau für eine Sakristei vorbereitet.    



Baumfällung an der Kathedrale

Kein Zeichen der Hoffnung ist das aktuelle Foto mit den verbliebenen Stümpfen gefällter Bäume.

Wurde mit der Fällung von drei Bäumen neben der Kathedrale bereits der Startschuss für die oben beschriebene Bauwerksgefährdung abgefeuert? Die Sanierung der Aussenfassade in den Jahren 2005 bis 2007 und die Baumaßnahmen am tangierenden Tunnel zur benachbarten Staatsoper hatten die Bäume überstanden. Waren sie nun bei der Sanierung des Innenraums der Kathedrale  im Wege?



Link 1:  Kulturnachrichten des Kulturradio des RBB vom 11. Februar 2016

Link 2:  Allgemeines zum Ökumenischen Aschermittwoch der Künstler in der St. Matthäus-Kirche