Beiträge in der Fachpresse


Adrian von Buttlar

Die Denkmalpflege_2018-Heft 2  (November 2018)

Ein Pyrrhussieg des bischöflichen "Bauwurmbs"?

Kirche und Staat wollen den denkmalgeschützten Innenraum der Berliner Sankt-Hedwigs-Kathedrale schleifen

Der langjährige Vorsitzende des Berliner Landesdenkmalsrates nimmt eine fachliche Bewertung des Wettbewerbsverfahrens vor, bevor dieses am 01.07.2014 mit der Ergebnisverkündung abgeschlossen wurde. Bereits mit der Ausschreibung orientierte das Erzbistum Berlin auf einen Umbau der rundum denkmalgeschützten Hauptkirche der Erzdiözese. "Dass Architekturwettbewerbe von vorneherein die Zerstörung eines wertvollen Baudenkmals ausschreiben, ist jedoch skandalös." stellt der Autor fest und schreibt deshalb von einem "destruktiven Wettbewerb". 

ADRIAN VON BUTTLAR

Prof. i. R. Dr. Adrian von Buttlar, Institut für Kunstwissenschaft und Historische Urbanistik der TU Berlin, ehem. Vorsitzender des Landesdenkmalrates Berlin 1995–2009,
Wiss. Beirat der Wüstenrot Stiftung Ludwigsburg


Zur Erläuterung mit Online-Wiedergabe




Horst Bredekamp

Herder Korrespondenz _1 / 2019

"Radikaler Laizismus erzeugt neue Probleme"

Ein Gespräch mit dem Kunsthistoriker Horst Bredekamp

Deutschland streitet über den richtigen Umgang mit religiösen Symbolen. Der Berliner Kunsthistoriker Horst Bredekamp erklärt, wie das Kreuz die Menschen noch heute bewegt, warum der Umbau der Hedwigskathedrale ein Fehler ist und wie man am besten eine Kirche besichtigt. Die Fragen stellte Lucas Wiegelmann.


Anmerkung: zur Erläuterung des Bezugs:

Hedwigskathedrale und Erzbischof Koch, Bildersturm und Kreuzdebatte

Für alles, was mit der Hedwigskathedrale passiert, ist Erzbischof Koch verantwortlich, seit er sich 2016 per Erbbaurechtsvertrag der Verfügungsgewalt über das Gotteshaus der Hedwigsgemeinde bemächtigt hat.

HORST BREDEKAMP

Prof. Dr. Horst Bredekamp,

Professor für Kunstgeschichte an der HU (Professur für Mittlere und Neuere Kunstgeschichte) und Sprecher des Exzellenzclusters “Bild Wissen Gestaltung. Ein interdisziplinäres Labor”



Albert Gerhards

Das Münster _3 / 2014

Wettbewerb Sankt Hedwigs-Kathdrale Berlin 

Liturgiewissenschaftliche Reflexion der Ergebnisse

ALBERT GERHARDS

Prof. Dr. Albert Gerhards,

Geschäftsführender Direktor,

Seminar für Liturgiewissenschaft,

Katholisch-Theologische Fakultät,

Universität Bonn



Adrian von Buttlar

Berliner Zeitung _26. Juni 2014

Denkmal-Zerstörung als Preisaufgabe

Die Berliner St.-Hedwigs-Kathedrale soll umgebaut werden. Der destruktive Wettbewerb läuft. 

Der langjährige Vorsitzende des Berliner Landesdenkmalsrates nimmt eine fachliche Bewertung des Wettbewerbsverfahrens vor, bevor dieses am 01.07.2014 mit der Ergebnisverkündung abgeschlossen wurde. Bereits mit der Ausschreibung orientierte das Erzbistum Berlin auf einen Umbau der rundum denkmalgeschützten Hauptkirche der Erzdiözese. "Dass Architekturwettbewerbe von vorneherein die Zerstörung eines wertvollen Baudenkmals ausschreiben, ist jedoch skandalös." stellt der Autor fest und schreibt deshalb von einem "destruktiven Wettbewerb". 

ADRIAN VON BUTTLAR

Prof. i. R. Dr. Adrian von Buttlar, Institut für Kunstwissenschaft und Historische Urbanistik der TU Berlin, ehem. Vorsitzender des Landesdenkmalrates Berlin 1995–2009,
Wiss. Beirat der Wüstenrot Stiftung Ludwigsburg

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Denkmal-Zerstörung als Preisaufgabe
Artikel in der Berliner Zeitung vom 26.06.2014 vor Wettbewerbsschluss
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Georg Mörsch

Frankfurter Allgemeine _25. Februar 2014

Eine kaum verhohlene Verunglimpfung

Und das dem Schöpfer des Bundestags: Der Berliner Kathedrale Sankt Hedwig könnte es nun höchst ungut an den Kragen gehen. 

"Vor dem Hintergrund der geradezu populisti-schen Verbreitung der Wettbewerbsabsichten, an der selbst Fachteilnehmer der Jury teilnehmen, ist die Behauptung, es handle sich um einen ergebnisoffenen Wettbewerb, nur noch ärgerlich - an ein gerechtes Abwägen zwischen Schwipperts Werk und den Veränderungswünschen mag man kaum glauben."

"So sollten denn die kirchlichen Verantwortungs-träger sich zumindest daran erinnern lassen, dass, angefangen vom frühchristlichen Weihetext für den Ostiarius, den Kirchenhüter, bis hin zur Liturgiekonstitution des 2. Vatikanischen Konzils, jeder Verlust an wertvollem Kirchenbesitz verboten ist – gerade auch bei liturgisch begründeten Umwandlungen." 

GEORG MÖRSCH

Der Autor war 1980 bis 2005 Ordinarius für Denkmalpflege an der ETH in Zürich und Leiter des dortigen Instituts für Denkmalpflege 

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Eine kaum verhohlene Verunglimpfung
Georg Mörsch weist auf die problema-tische Form des Wettbewerbs hin, die der Bedeutung der Kathedrale nicht gerecht wird. In der "ablehnenden Haltung der Auslober" sieht er eine "kaum verhohlene Verunglimpfung" des Bestands.
Georg Mörsch_…Verunglimpfung.pdf
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"Dass das Innere der Hedwigskathedrale einschließlich des Schwippertschen Umbaus unter Denkmalschutz steht, im Berliner Kunst-denkmälerhandbuch Dehio und auf Wikipedia gewürdigt wird, kommt dagegen kaum an" 



Giuseppe Pitronaci

Bauwelt  19 | 2014  _16.05.2014

"Komplett verhunzt"

(Der Titel des Beitrags bezieht sich auf die voreingenommene Aussage einer Frau, die vom Erzbistum Berlin dennoch (oder deshalb?) in das Preisgericht des Wettbewerbs berufen wurde.)

 "In der Jury sitzt aber auch Barbara Schock-Werner. Die ehemalige Kölner Dombaumeisterin hatte in einem Zeitungsinterview den Innenraum als „komplett verhunzt“ bezeichnet und von einem „völlig hanebüchenen Loch“ gesprochen." 

 "Diese Kirche ist anders als andere. Wer die Berliner St. Hedwigs-Kathedrale betritt, blickt in Ober- und Unterkirche zugleich. Der Innenraum – von Hans Schwippert – fasziniert mit seiner Besonderheit bis heute. Jetzt ist er bedroht. Rainer Maria Kardinal Woelki meint: „Wenn ich am Altar die Messe zelebriere, fällt das Dialogische ins Loch."

GIUSEPPE PITRONACI 

Der Verfasser ist ein in Berlin ansässiger Fachjournalist. Das Foto schuf Andreas Rost. 

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"Komplett verhunzt"
Guiseppe Pitronaci: "Mit Umbauten würde das Erzbistum riskieren, dass die Kathedrale ihr Alleinstellungsmerkmal verliert; eine Architektur, die von den Visionen aus einer Zeit der Umbrüche spricht"
G. Pitronaci_>Komplett verhunzt<.pdf
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"Droht der Kathedrale in kleinem Rahmen ein ähnliches Schicksal wie der Staatsoper nebenan? Deren Sanierung und Umbau ziehen sich mit stetigen Kostensteigerungen in die Länge."



Kai Kappel

Was von den Aufbrüchen des 20. Jahr-hunderts bleibt.

Zur Umgestaltung von St. Hedwig in Berlin 

kunsttexte.de  _2 / 2014

"Auch das Bistum Berlin litt nach 1945 unter der politischen Teilung; der Aufbau gerade dieses Bauwerks war ein unmissverständliches Zeichen für die Präsenz der katholischen Kirche im sozialistischen Staat."

 Zum offenen Gedenkort in der Unterkirche:

"Ein solcher in den Boden eingetiefter, über eine breite Treppenanlage erreichbarer Ort ist Reaktion auf das Petrusgrab, den Papstaltar und die Confessio unter der Kuppel von St. Peter in Rom. Zugleich ist dieser Zeugnis für die Offenheit des Bistums: Schon vor dem II. Vatikanum wurde hier den Anliegen der Liturgischen Bewegung Raum gegeben."

Durch das Wiedereinziehen der zentralen Kryptadecke würden wir ein weltweit einzigarti- ges kirchliches Raumgefüge verlieren.

Was ebenso schwer wiegt: Eine Gestaltung, die von den Katastrophen, Hoffnungen und Aufbrüchen des 20. Jahrhunderts Zeugnis ablegt, würde gleichsam dem Auge entzogen und ihres herausfordernden Gehaltes beraubt.

Die Öffnung in St. Hedwig ist ein Fenster in die Geschichtsschichten und Gedenkkultur der katholischen Kirche. Nicht nur in der deutschen Hauptstadt lebt kulturelle Pluralität von eindringlichen Verweisorten wie diesen."  

KAI KAPPEL

Prof. Dr. Kai Kappel, Professur für Geschichte der Architektur und des Städtebaus, Institut für Kunst- und Bildgeschichte der Humboldt-Uni- versität zu Berlin, Unter den Linden 6,

10099 Berlin, kai.kappel@culture.hu-berlin.de. 

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Was von den Aufbrüchen des 20. Jahrhunderts bleibt. Zur Umgestaltung von St. Hedwig in Berlin
Kai Kappel befürchtet: "Auch am Südende des Bebelplatzes kündigt sich geschichtsrevidierende Gestik an: Ein Wettbewerb soll zur Veränderung des qualitätvollen Innenraumes von St. Hedwig führen."
Kappel_Was von Aufbrüchen … bleibt.pdf
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"Diese Unterkirche besetzt die Position der zuvor dort befindlichen Krypta. Es handelt sich um einen lichten, von der Oberkirche gut einsehbaren Andachtsraum und um zehn intime, tonnen-gewölbte Radialkapellen. Neben den Berliner Bischöfen fand hier seit 1965 der 1943 von den Nationalsozialisten zu Tode gebrachte

selige Dompropst Bernhard Lichtenberg seine Grabstelle. Eine großformatige Tafel, … , bezeugt eindringlich, welch großer Stellenwert in der Unterkirche von St. Hedwig dem Gedenken an die katholischen NS-Opfer beigemessen wird."



Sabine Schulte

Die St.-Hedwigs-Kathedrale

als Symbolraum des Aufbruchs 

Vortrag im AIV e.V. zu Berlin,  08.09.2015

Der moderne Innenraum der St.-Hedwigs-Kathedrale in Berlin, zur Zeit des Mauerbaus und parallel zum Zweiten Vatikanischen Konzil errichtet, gehört zu den bedeutenden Leistungen kirchlichen Wiederaufbaus nach 1945. Es ist die einzige moderne Kirchenraumschöpfung einer kriegszerstörten Bischofskirche in Deutschland nach dem Krieg. […]

Der Wiederaufbau von St. Hedwig gibt Zeugnis von der Geschichte des Erzbistums Berlin und der Geschichte der Katholischen Kirche in der DDR. […]  Der Beitrag von Bischof Wilhelm Weskamm (1891-1956) zum Wiederaufbau der Kathedrale und zur geistigen Aufbauarbeit im Diasporabistum Berlin ist geprägt von modernen Ansätzen und Gedanken, die hohe Anerkennung und Bestätigung durch das Zweite Vatikanische Konzil fanden. […]

Inhaltlich dem Glaubenswissen verpflichtet und dem Traditionsbruch entgegengesetzt, ist die Architektur modern. Gerade dadurch kann der Innenraum von St. Hedwig bis heute mehr, als nur Geschichte erzählen. Er ist mutige Geste gegen religiöse Indifferenz und kraftvoll-unprätentiöse Besinnung auf Wesentliches. Es wäre ein mutiges und weitsichtiges Zeichen nicht nur für die katholische Kirche in Deutschland, wenn dieser einzigartige Kathedralraum für die Zukunft erhalten bliebe.  

SABINE SCHULTE 

Dr. phil. Sabine Schulte, Kunsthistorikerin und Denkmalpflegerin, Referentin für Sakral-denkmalpflege im Landesdenkmalamt Berlin

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Die St.-Hedwigs-Kathedrale als Symbolraum des Aufbruchs
"Die einzige moderne Kirchenraum-schöpfung einer kriegszerstörten Bischofskirche in Deutschland" zu erhalten "wäre ein mutiges und weitsichtiges Zeichen nicht nur für die katholische Kirche in Deutschland".
Schulte_AIV Beitrag 2015.pdf
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Parallel zu einem 2014 durchgeführten Realisierungswettbewerb entwickelte Vorschläge von Liturgieexperten (Prof. Dr. Albert Gerhards, Bonn;   Prof. Dr. Andreas Odenthal:, Tübingen)

für eine behutsame Weiterentwicklung und eine Aktivierung neuer Gestaltungsformen der liturgischen Praxis für diesen Kathedralraum gehen vollständig konform mit dem denkmalpflegerischen Erhaltungsauftrag, im öffentlichen Interesse das bedeutende Innenraumdenkmal zu tradieren. 

Wiedergabe eines Vortrags im Architekten- und IngenieurVerein zu Berlin am 08.09.2015.

Die Veröffentlichung einer ausführlichen Darstellung ist in Vorbereitung.