Der Architekturkritiker Nikolaus Bernau kommentierte die Pläne des Erzbistums Berlin zu einem Totalumbau der Kathedrale für geschätzte Baukosten von 43 Millionen Euro:

Vom Verlag wird der Beitrag im Internet zu Einsicht und Download angeboten: 

Berliner Zeitung vom 14.11.2015, Kommentar:   

Zur Sanierung von Sankt-Hedwig

Limburg lässt grüßen

14.11.2015, Berliner Zeitung, Kommentar von Nikolaus Bernau

Der Repräsentations-Ungeist des Ex-Bischofs Tebartz-van Elst ist keineswegs ausgetrieben aus der katholischen Kirche.

Eine ihrer ärmsten deutschen Diözesen, die Berliner nämlich, will gegen alle sehr gut begründeten Einwände aus Gemeinde und Fachwissenschaft den Umbau der Hedwigs-Kathedrale vorantreiben. Sie soll aus der eleganten Fassung der 1950er-Jahre zu neuem Hauptstadt-Glanz geführt werden. 

 

Statt die nach Tausenden Gottesdiensten verrauchten Wandoberflächen schlicht zu reinigen und sich mit einer Sanierung zu begnügen, die auf 16,8 Millionen Euro geschätzt wird, soll der Totalumbau kommen*. Für 43 Millionen Euro könnte dann auch die weite Öffnung zwischen der Gedächtniskirche im Untergeschoss und dem eigentlichen Gottesdienstraum geschlossen werden und ein neues unterirdisches Bauwerk entstehen.


*  Verweis auf den ausführlichen Artikel von Nikolaus Bernau zu diesem Thema im Internet:

Umbau der Hedwigs-Kathedrale

Denkmalpflege als Alleinkämpfer

Unterirdisch bauen, moderne Funktionen, hauptstädtischer Glanz – solche Begriffe standen auch am Beginn der Dramen um die Staatsoper, den Radikalumbau des Pergamonmuseums oder um die Umbauung der Friedrichswerderschen Kirche. Immer focht die Denkmalpflege einsam gegen den Senat und die Bauherren. 

Die katholische Kirche hat im Denkmalrecht nämlich, genauso wie die evangelische Kirche, die Deutsche Bahn oder die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, eine Sonderstellung. Sie alle sind als Institutionen mit großem Denkmalbestand eine eigene Untere Denkmalschutzbehörde, also den Bezirksämtern gleichgestellt. 

 

Damit soll Doppelarbeit verhindert werden. Wenn sich nun aber eine Untere Denkmalschutzbehörde im Konflikt mit dem übergeordneten Landesdenkmalamt befindet, entscheidet der Senat. Und welcher Politiker legt sich schon gerne mit den Kirchen an, nur um eine historische Innenraumfassung zu retten?