Freunde der Hedwigskathedrale

Initiative für eine respektvolle Sanierung der Kathedrale


Eine Initiative kulturinteressierter Bürger

Gegründet im Januar 2015 als Initiative katholischer Christen im Erzbistum Berlin;

inzwischen als allgemeine Bürgerinitiative

offen für alle engagierten Kunst- und Kulturinteressierten





 

 

Aufruf 

zum Erhalt der Innengestaltung der St. Hedwigs-Kathedrale zu Berlin

 

Wir bekennen uns zur St. Hedwigs-Kathedrale in jener architektonischen Gestalt, in der sie nach der Kriegszerstörung wieder erstand und 1963 eingeweiht wurde.

Dieser Innenraum von St. Hedwig ist ein herausragendes Denkmal der liturgischen Bewegung. In ihm gewann schon vor dem II. Vatikanischen Konzil dessen grundlegender Gedanke sichtbare Form, dass die Kirche das durch die Geschichte pilgernde Volk Gottes ist. Die Kirche vor Ort versammelt sich unter dem Vorsitz seines Bischofs um den Altar. Der Gottesdienst wird der Gemeinde zugewandt gefeiert. Der Bischof predigt von seinem Sitz, welcher durch seinen hervorgehobenen Ort unübersehbar den Kreis der feiernden Gemeinde um den Altar zusammenfügt. Darum sollten die Bänke wieder, wie ursprünglich, halbrund angeordnet werden.

Aus der Herausforderung, dass damals die römische Kurie eine feste Verbindung des Altars mit dem Tabernakel vorschrieb, gewann der Architekt Hans Schwippert eine geniale Lösung: Er verband die Altäre der Oberkirche und der Unterkirche zu einer Einheit. Dadurch gab er dem Gedanken, dass das gegenwärtige Volk Gottes auf seiner Pilgerschaft die Vergangenheit bewahrt und weiterführt, einen in der Geschichte des Kirchenbaus einmaligen Ausdruck. In St. Hedwig ist die Unterkirche kein dunkler und abgeschiedener Ort, sondern stets Teil des liturgischen Geschehens.

Es ist auch nicht wahr, dass diese architektonische Lösung durch die vom II. Vatikanischen Konzil auf den Weg gebrachte Liturgiereform überholt sei, weil man den Altar nicht mit dem Weihrauchfass umschreiten könne. Erstens ist dies im Römischen Messbuch nur eine von zwei gleichwertigen Varianten. Und zweitens entspräche es dem Grundgedanken dieses Kirchenbaus, beim Inzensieren den gesamten Altar einschließlich der Öffnung zu umschreiten, was diesem Vorgang die ihm angemessene Würde gäbe.

Wir setzen uns auch deshalb für den von Prof. Hans Schwippert geschaffenen Innenraum von St. Hedwig ein, weil er ein herausragendes Denkmal der gemeinsamen Kulturgeschichte aus der Zeit der deutschen Teilung darstellt: Im Jahre 1963, also zwei Jahre nach dem unsere Stadt, unser Bistum und unser Land trennenden Mauerbau, wurde im Zentrum Ostberlins, damals Hauptstadt der DDR genannt, das Werk eines der wichtigsten bundesdeutschen Architekten eingeweiht. Dieses Beispiel zeitgenössischen Bauens fand weit über den Kreis der Katholiken hinaus große Beachtung auch in der kirchenfernen Öffentlichkeit. St. Hedwig ist ein katholischer Beitrag zum kulturellen Zusammenhalt in einem geteilten Land, der nicht dem Vergessen anheimfallen darf. 

 

Nicht zuletzt sagen wir in aller Offenheit: Der preisgekrönte Entwurf für einen völlig neuen Innenraum überzeugt uns nicht. Das ist keine repräsentative Kathedrale. Man muss sogar fragen, ob es überhaupt ein Kirchenraum ist. Was wir sehen, ist ein weißer, von sinnlicher Erfahrbarkeit entleerter Kuppelsaal mit Stuhlkreis. Dieser Raum wäre auch für beliebige Sport- und Kulturveranstaltungen geeignet. Jeder möge versuchen, sich einen Gottesdienst unter diesen Bedingungen vorzustellen: Auf ebener Erde stehen um einen winzigen Altar konzentrisch angeordnete Stühle, darunter ein Bischofsstuhl. Nicht einmal mehr Plätze als jetzt bringt dieser Innenraum, wie wir zu unserer eigenen Überraschung durch Zählen feststellten.

Was wir dringend fordern, ist eine gründliche Renovierung von St. Hedwig. Die Kathedrale unseres Bistums ist leider momentan in einem schlimmen Zustand. Wir halten es auch für möglich, neuere liturgische Entwicklungen in das Konzept Hans Schwipperts einzufügen, so lange sein gedanklicher Ansatz erhalten bleibt. Außerdem ist die Annahme realistisch, dass auf diese Weise die Kosten der notwendigen Erneuerung beherrschbar bleiben. Für den aus unserer Sicht unnötigen Umbau dagegen kündigte schon Kardinal Woelki Ausgaben von 40 Mio. Euro an.

Deshalb geben wir zu bedenken: Damit die Kirche glaubwürdig bleibt, müssen die finanziellen Konsequenzen baulicher Maßnahmen in unserer Kathedrale einsichtig, notwendigund verantwortbar sein.

Bitte setzen Sie sich mit uns für ein solches Vorgehen ein!

 

Für die Freunde der St. Hedwigs-Kathedrale

 

 

Christel Heßler,
Prof. Hans Joachim Meyer,

Werner Joachim Kohl,

Jürgen Manderla 

 

Berlin, 29. August 2015 

 

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Nachfragen zum Inhalt beantworten gern Jürgen Manderla, Jmanderla@gmx.de und Werner J. Kohl, info@wjka.de