Das gesellschaftliche Zusammenleben in vielen Ländern ist heute demokratisch organisiert.
Die Katholische Kirche hat aber noch eine feudale Leitungsstruktur. Ein Einzelner entscheidet über alle wesentlichen Fragen in einem Bistum.
Gegen alle fachlichen Einwände kann ein katholischer Geistlicher über bauliche, künstlerische und denkmalpflegerische Fragen bestimmen. Er beruft sich in der heutigen Zeit, die außerhalb der Kirche demokratisch verfasst ist, auf Gremien, die seiner Kontrolle unterliegen (Mitglieder der Gremien sind größtenteils nicht unabhängig. Viele sind Angestellte der Katholischen Kirche oder an den Loyalitätseid gebundenen Geistliche. Außerdem entsenden kath. Institutionen des Erzbistums Vertreter). Derartige Gremien können keine Voten abgeben, die nach demokratischen Kriterien entstehen. Die Zusammensetzung des Diözesanrates, der sogenannten "Vertretung der Katholischen Laien", ist aufschlussreich (s. farbig angelegte Links).
Ein Erzbischof in Deutschland hat eine mächtige Position mit Herrschaftsanspruch und guten Verbindungen zu den politisch Verantwortlichen. Der Entschluss Dr. Kochs, ein bedeutendes Denkmal kirchlicher und deutscher Erinnerungskultur zu zerstören, wurde von der Mehrheit des Deutschen Bundestages mit 12 Mio. Euro Fördermitteln belohnt. Diese allgemeine Steuermittel werden wirklich Bedürftigen fehlen.
Wer gegen vernünftige Argumente immun ist und guten Rat in den Wind schlägt, hat ein dickes Fell, sollte man meinen. Stattdessen beklagt sich nun der toughe Entscheider, der die Zerstörung eines Denkmals durchsetzen will, über Kritik.
Einige Reaktionen hätten ihn "ziemlich schockiert", meinte der Erzbischof. "Das dürfte unter Menschen und Christen so nicht gesagt werden." Er aber habe sogar Briefe beantwortet, "die mich verwundet haben", wie es Dr. Koch ausdrückte. In der Nacht vor Verkündung seiner Absicht (den denkmalgeschützten Innen-raum abzureißen) habe er "mehr gebetet als geschlafen". (s. Quellen der Zitate Dr. Kochs)
Da Dr. Koch keine sachlichen Argumente vorbringen kann, bezichtigt er die Kritiker, die ihm Ihre Meinung gesagt hatten, ihn nicht respektvoll genug zu behandeln. Dabei geht es überhaupt nicht um seine Person, sondern nur die Ergebnisse seines Handelns, das sich über alle sachlichen Gegenargumente hinwegsetzt und stattdessen Gott anruft, ihm Recht zu geben:
"Lieber Gott, ich habe das getan, was mit möglich ist, jetzt musst Du auch das Deine tun!"
Schade, dass dem derzeitigen Erzbischof nicht mehr möglich ist. (z.B. kam er seit September 2015 bis zu seiner innerkirchlichen Entscheidung am 1.11.2016 nie einer Bitte um ein Gespräch mit den "Freunden der St. Hedwigs-Kathedrale" nach.)