Kirche in Erklärungsnot –Zahlungen für Missbrauchsopfer

Bericht zum Ergebnis der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz im heute journal update vom 24.09.2020

Der Bericht von Christian Ruffus, in dem eine von Missbrauch Betroffene interviewt wird, die sich trotz des selbst Erlittenen weiter in der Kirche engagierte, wird im Wortlaut wiedergegeben.


heute journal update  vom 24.09.2020  –  Bericht von Christian Ruffus    

Kirche in Erklärungsnot - Zahlungen für Missbrauchsopfer

 

Einführung:

Agnes Wich, wurde mit 9 Jahren von einem katholischen Priester mehrmals missbraucht. Sie war Mitglied einer von den Bischöfen eingesetzten Arbeitsgruppe, die eine Summe für Missbrauchsopfer vorschlagen sollte. Bis zu 400.000 € war ihr Fazit. Das Ergebnis heute liegt weit darunter.

  

 

Agnes Wich:

„Es macht ein stückweit sprachlos, Es macht ein stückweit wütend, 

Weil, ich frage mich auch, was sollte dann dieses Gremium vergangenes Jahr?

Sind wir alle verschaukelt worden von der Kirche? Oder wie ernst zu nehmen ist Kirche überhaupt noch, wenn es um solche wichtigen Elemente wie Aufarbeitung, wie  Aufklärung, wie Wiedergutmachung, wie Entschädigung geht?

Was kann man überhaupt noch glauben?“

 

Bericht ZDF:

Der Vorsitzender der DBK, Bischof Dr. Georg Bätzing, verkündet die beschlossenen maximalen Entschädigungssummen von 5.000 bis 50.000 €, einheitlich für alle Diözesen.

Bei den beschlossenen Summen orientieren sich die Bischöfe an zivilrechtlichen Regelungen für Schmerzensgeld.

 

Dr. Georg Bätzing:

„Wir orientieren uns dabei an den höheren gerichtlichen Entscheidungen. Das bedeutet, dass wir auch in der Verfahrensordnung den Referenzpunkt des oberen Bereichs von Leistungen in vergleichbaren Fällen ansetzen.“

 

Bericht ZDF:

„Referenzpunkt“  „Verfahrensordnung“ – Allzu technisch klingt das für Agnes Wich und für all das Leid, dass Gläubige ertragen müssen – ein Leben lang.

Blick in den Fürstensaal des Fuldaer Schlosses bei der Herbstvollversammlung der DBK 2020 mit Einblendung der von den Bischöfen beschlossenen max. Entschädigungsleistungen für die Opfer sexuellen Missbrauchs in Verantwortung der Kath. Kirche  (Foto: ZDF)
Blick in den Fürstensaal des Fuldaer Schlosses bei der Herbstvollversammlung der DBK 2020 mit Einblendung der von den Bischöfen beschlossenen max. Entschädigungsleistungen für die Opfer sexuellen Missbrauchs in Verantwortung der Kath. Kirche (Foto: ZDF)

 

Agnes Wich:

„Es ist, ich sag einfach mal, bischofstypisch. Es ist dieses typische Vorgehen: Man fertigt die Menschen einfach ab. Und das nicht nur mit Blick auf Betroffene, sondern ich denke, das ist so ein Kernpunkt des Gesamtsystems: Menschen werden einfach abgefertigt. Man wird ein stückweit befriedet, sage ich, und damit hat es sich und man hat nicht mehr zu fordern.“

 

Die im ZDF-Bericht von Christian Ruffus interviewte Betroffene, Agnes Wich, gehörte einem kirchlichen Gremium an, das sich mit den Folgen des sexuellen Missbrauchs befasste, dem in Verantwortung der Kath. Kirche unzählige Schutzbefohlene zum Opfer fielen.
Die im ZDF-Bericht von Christian Ruffus interviewte Betroffene, Agnes Wich, gehörte einem kirchlichen Gremium an, das sich mit den Folgen des sexuellen Missbrauchs befasste, dem in Verantwortung der Kath. Kirche unzählige Schutzbefohlene zum Opfer fielen.

 Agnes Wich:

„Es ist, ich sag einfach mal, bischofstypisch. Es ist dieses typische Vorgehen: Man fertigt die Menschen einfach ab. Und das nicht nur mit Blick auf Betroffene, sondern ich denke, das ist so ein Kernpunkt des Gesamtsystems: Menschen werden einfach abgefertigt. Man wird ein stückweit befriedet, sage ich, und damit hat es sich und man hat nicht mehr zu fordern.“

 

Bericht ZDF:

Bei den beschlossenen Summen orientieren sich die Bischöfe an zivilrechtlichen Regelungen für Schmerzensgeld.

Es geht ihnen wohl aber auch darum, gerade kein Exempel zu statuieren.

Podium der Herbstvollversammlung  der DBK 2020 im Fürstensaal des Fuldaer Schlosses bei der Festlegung von maximalen Obergrenzen für die Entschädigung von Opfern sexueller Gewalt, die von Kirchenvertretern ausgeübt worden ist.  (Foto: ZDF)
Podium der Herbstvollversammlung der DBK 2020 im Fürstensaal des Fuldaer Schlosses bei der Festlegung von maximalen Obergrenzen für die Entschädigung von Opfern sexueller Gewalt, die von Kirchenvertretern ausgeübt worden ist. (Foto: ZDF)

 

Jürgen Erbacher (ZDF Redaktion Kirche und Leben):

„Die katholischen Bischöfe haben damit die Chance verpasst, etwas Eigenes, Neues zu setzen, dass auch einen gewissen Symbolcharakter hätte haben können. Bei dieser Entscheidung hatten sie sicher im Blick, andere Organisationen, wie Sportvereine oder die evangelischen Kirche und wollten mit ihrer Entscheidung keinen Präzedenzfall schaffen, der dann die anderen Organisationen in Zugzwang gebracht hätte.“

 

Bericht ZDF:

Eine unabhängige Kommission soll die Gelder ab kommendem Jahr verteilen. 

7 Juristen, Psychologen und Mediziner, die nicht für die Kirche arbeiten. 

 

Dass diese kleine Expertengruppe Tausenden Betroffenen schnell und angemessen gerecht wird, Agnes Wich glaubt nicht daran. Für sie und andere Opfer sexuellen Missbrauchs ist noch nicht das letzte Wort gesprochen.