Kreuz auf der Kuppel der Kathedrale soll verschwinden

"Wir warten auf die theologische Erklärung dieser Kreuzpolitik"


Berliner Zeitung 17.02.2018

Kuppel ohne Kreuz

Kommentar von Nikolaus Bernau



Nikolaus Bernau wundert sich über die widersprüchliche Politik der katholischen Kirche.

Erinnern Sie sich an die Debatte im vergangenen Sommer, ob auf die nachgebauten Schlossfassaden und ihre Kuppel auch ein nachgebautes Kreuz gestellt werden soll? Anhänger des "Wir bauen das alte Stadtbild nach" trafen auf Laizisten wie den Berliner Kultursenator Klaus Lederer, die ein Kreuz auf einem staatlichen Gebäude grundsätzlich ablehnen. Immerhin hatte diese Fraktion praktisch die gesamte Kreuzverwendungsgeschichte auf ihrer Seite: Das Symbol des Christlichen Glaubens wird im Allgemeinen nur als Erinnerungsmal aufgestellt sowie dort, wo Glaubensakte stattfinden oder stattgefunden haben. Das Humboldt-Forum unterhalb des Kuppelkreuzes aber wird sicher alles Mögliche, nur kein Mahnmal  oder religiös bestimmter Raum.

Umso mehr erstaunte damals, dass sowohl der evangelische Landesbischof als auch der katholische Erzbischof leidenschaftlich für das Kreuz auf der Schlosskuppel eintraten. Noch erstaunlicher wird ihr Engagement pro Crucis, wenn man nun erfährt, dass zum Antrag auf Radikal-Umbau der St.-Hedwigs-Kathedrale, der gestern von Klaus Lederer genehmigt wurde, auch gehört, das vorhandene Kuppelkreuz auf diesem Bau zu demontieren. Es soll künftig über dem Eingangsportikus strahlen, da könne man es besser sehen.

Zwar behauptete der Pressesprecher des Bistums Ende vergangenen Jahres, das sei doch nur so einen Idee. Aber die ist jetzt genehmigt. Der Antrag des Erzbistums für den Radikal-Umbau der Kathedrale ist zwar in jeder Hinsicht geschichtsvergessen. Undenkbar wäre er etwa im auf seine Vergangenheit stolzen Katholischen Köln. Aber diese spezielle Idee ist zudem abstrus: Über dem nicht-religiösen Raum Humboldt-Forum soll ein Kreuz neu entstehen, über dem religiösen Raum Hedwigs-Kathedrale aber soll ein vorhandenes Kreuz verschwinden. Wir warten auf die theologische Erklärung dieser Kreuzpolitik.



Quellennachweis zum Kommentar

Beitrag auf Domradio.de vom 09.01.2018 über Aussagen des Pressesprechers des Erzbistums Berlin


09.01.2018

Spekulation über Entfernung des St. Hedwigs-Kuppelkreuzes

Lücke auf dem Dach?

Könnte das Kuppelkreuz auf der St. Hedwigs-Kathe­drale, der wichtigsten Kirche der Katholiken in Berlin, demontiert werden? Spekulationen über eine Entfernung hat das Erzbistum Berlin jetzt zurückgewiesen. Noch sei keine Entscheidung gefallen. 

Laut Medienberichten gibt es Pläne, die Bischofskirche im Inneren komplett neu zu gestalten. Den Wettbewerb 2014 gewann das Fuldaer Architekturbüro Sichau & Walter mit dem Wiener Künstler Leo Zogmayer. Nach Informationen der Berliner Morgenpost sehen die Pläne auch vor, das Kreuz von der Kuppel der Kathedrale zu entfernen und statt dessen ein neues Kreuz am Giebel des Portikus anzubringen.

Diesen Spekulationen hat das Erzbistum Berlin nun einen Riegel vorgeschoben. Im Rahmen der Beratungen über den geplanten Umbau der Bischofskirche seien bislang keine Entscheidungen in Einzelfragen gefallen, erklärte Bistumssprecher Stefan Förner am Dienstag auf Anfrage.

Nach einem Medienbericht wird erwogen, das Kreuz von der Kirchenkuppel zu entfernen und stattdessen ein Kreuz am tiefer gelegenen Giebel des Säulenvorbaus anzubringen. Im vergangenen Jahr war das geplante Kuppelkreuz auf dem Berliner Stadtschloss Thema eines öffentlichen Streits; das Stadtschloss wird derzeit wieder aufgebaut. Unter anderen hatte sich der Berliner Erzbischof Heiner Koch dafür ausgesprochen, dieses Kuppelkreuz wiederzuerrichten.


Katz-und-Maus-Spiel der Presseabteilung des Erzbistums Berlin

Der Pressesprecher nennt noch Wochen nach der Einreichung der Antragsunterlagen des Erzbistums, die darin enthaltene Tatsache, dass das Kreuz von der Kuppel verschwinden soll, "Spekulationen". Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) und das Kölner Domradio beeilen sich am 09.01.2018, dem Bekanntwerden von absonderlichen Details des Umbauplans entgegenzuwirken, um Unmut von Kirchenmitgliedern vor einer politischen Genehmigung entgegenzuwirken: "Spekulationen über eine Entfernung hat das Erzbistum Berlin jetzt zurückgewiesen." Erst wenn alle Ziele der Kirchenleitung erreicht sind, dürfen die lange gehüteten Geheimnisse gelüftet werden. Wenn alles beschlossen und genehmigt ist, erübrigen sich lästige Dialoge und mühsame Erläuterungen für das Kirchenvolk.

Schafe folgen dem Hirten, egal wohin er sie führt. 


Schlussfolgerung

Aussagen der Pressestelle des Erzbistums Berlin sollte weniger Bedeutung beigemessen werden. Die Wahrheit kommt immer erst am Ende heraus.