Brief an Dr. Koch von Prof. Dr. Hans Joachim Meyer



Brief an Erzbischof Dr. Heiner Koch von Prof. Dr. Dr. h.c. Hans Joachim Meyer   –  Abschrift

Prof. Dr. Dr. h.c. Hans Joachim Meyer

1. April 2019

Sehr geehrter Herr Erzbischof Dr. Koch,

 

eigentlich wollte ich Ihnen im Streit um die Gestaltung des Innenraums der St. Hedwigs Kathedrale nicht mehr schreiben. Sie kennen meinen Standpunkt und meine Argumente. Sie haben sich anders entschieden und tragen dafür die Verantwortung.

 

Nun lese ich im Tag des Herrn vom 31. März 2019 auf Seite 10 eine Rezension Ihres Buches „Zu Gott um’s Eck“. Zunächst will ich Ihnen zu Ihrem Buch gratulieren. Es ist gewiss gut für die Kirche, dass ein Bischof, der wie Sie ein Mann des Wortes ist, sich neben seinen zahlreichen Amtspflichten die Zeit nimmt, um auf diese Weise mit seinen Mitmenschen ins Gespräch zu kommen.

 

Betroffen hat mich allerdings, dass Sie, wie im „Tag des Herrn“ zu lesen ist, von „der anstehenden Renovierung dieser Kathedrale“ sprechen. Was Sie in Bezug auf den Innenraum der St. Hedwigs Kathedrale entschieden haben, ist die Zerstörung eines Denkmals der liturgischen Erneuerung in Deutschland, ohne deren Impulse das II. Vatikanische Konzil nicht zu denken wäre, und überdies des einzigen Bauwerkes aus der Zeit der deutschen Teilung, das von Künstlern aus West und Ost gemeinsam gestaltet wurde. Notwendig wäre es gewesen, den Glanz dieser großen architektonischen und künstlerischen Leistung durch eine, in der Tat dringend notwendige Renovierung wieder herzustellen. Denn der Raum war ungepflegt und seine Wirkung durch die der Idee Schwipperts widersprechende Bankaufstellung entstellt. Stattdessen wird der Innenraum der Kathedrale völlig umgestaltet und dafür der von Hans Schwippert geschaffene einmalige Raum zerstört, wobei Sie, wenn ich richtig informiert bin, beim Antrag auf Aufhebung des Denkmalschutzes bei Senator Lederer die Zerstörung jedes einzelnen Elementes theologisch begründen ließen. Wenn Sie dies als „Renovierung“ bezeichnen, kann ich das nur als zusätzliche Demütigung empfinden. Jedenfalls entspricht dieser Begriff, wenn ich das als Philologe anmerken darf, nicht dem allgemeinen deutschen Wortgebrauch.

 

Überdies frage ich mich, warum die intakte Bischofskirche schon vor einem halben Jahr geschlossen wurde, obwohl man, in Ihren Worten, „mit den Architekten und Beraterstäben“ noch um Fragen der künftigen Gestaltung ringt. Daraus könnte man doch folgern, dass, bevor man die Kirche schloss, noch nicht klar war, wie diese im Innern künftig aussehen soll. Sowohl die nicht zutreffende Bezeichnung des Vorgangs als Renovierung, als auch die angedeutete Unklarheit über die künftige Gestaltung des Innenraums sind geeignet, Unruhe und Unmut in den Gemeinden zu steigern. Sie darauf aufmerksam zu machen, schien mir geboten.

 

Mit den besten Wünschen für Sie und Ihren bischöflichen Dienst

bin ich 

gez. Hans Joachim Meyer


Eine Antwort des angeschriebenen Erzbischofs Koch steht noch aus