Presse-Erklärung der Initiative – Münster 2018

Gegenstand der Erklärung:

Juristischen Schritte gegen genehmigte Denkmalzerstörung

Widerstand gegen die Kofinanzierung kirchlichen Repräsentationsstrebens durch alle deutschen Diözesen und die öffentlichen Haushalte von Bund und Land Berlin

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Presse-Erklärung der Initiative "Freunde der St. Hedwigs-Kathedrale" anlässlich des Katholikentages Münster 2018
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Presse-Erklärung

der Initiative katholischer Christen im Erzbistum Berlin

„Freunde der St. Hedwigs-Kathedrale“

anlässlich des Katholikentages Münster 2018

 

Juristische Schritte gegen genehmigte Denkmalzerstörung und

Widerstand gegen die Kofinanzierung kirchlichen Repräsentationsstrebens durch
alle deutschen Diözesen und die öffentlichen Haushalte von Bund und Land Berlin
 

 

Die Leitung des Erzbistums Berlin plant die St. Hedwigs-Kathedrale in Berlin, deren bedeutende Innenraumgestaltung des Düsseldorfer Architekten Prof. Hans Schwippert denkmalgeschützt ist, radikal umzubauen, was lt. Senat von Berlin zu einer „Teilzerstörung des Denkmals“ (1)  führen würde. Obwohl das Erzbistum Berlin mitteilte, dass ein Umbau „kirchenrechtlich nicht zwingend“ ist (2), forderte es eine Umbaugenehmigung zur Beseitigung der denkmalwerten Gestaltung durch Berufung auf das Recht der Religionsfreiheit.

Gegen die fundierte Stellungnahme der zuständigen Denkmalfachbehörde und breiten öffentlichen Widerstand erging nach Dissensentscheidung der Obersten Denkmalschutzbehörde Berlins ein kommunaler Bescheid zur weitgehenden Erlaubnis der „Denkmalzerstörung“. Fristgerecht wurde von mehreren Seiten Widerspruch dagegen eingereicht. Betroffene und Inhaber von Urheberrechten waren vom Erzbischöflichen Ordinariat, ebenso wie die Kirchenmitglieder, nicht ausreichend über die Planung informiert worden und widersprechen dem Inhalt des Bescheids.

Der vorliegende Bescheid, der die Auslöschung von Kulturerbe legitimieren würde, wird von renommierten Rechtsexperten und den mit den Widersprüchen betrauten Juristen als rechtswidrig bewertet, was sich auf Grund vielfältiger Ermessensfehler, einer fehlenden Abwägung sowie mangelhafter Gewichtung widerstreitender Interessen ergibt, und wird notfalls gerichtlich für nichtig zu erklären sein.  

 

Der bautechnisch und liturgisch unnötige Umbau einer intakten Kathedrale dient, wie Aussagen der Kirchenverantwortlichen in den Medien nahelegen, hauptsächlich kirchlichem Repräsentationsstreben in der Bundeshauptstadt. Anders als beim Fall des kostspieligen bischöflichen Bauvorhabens in Limburg, sollen die für das Berliner Bistum exorbitanten Baukosten, deren Höhe wegen der bisher fehlenden Baugrunduntersuchungen im Bereich der historischen Gebäude noch nicht abschätzbar ist und die bisher genannte Summe von 60 Millionen Euro weit überschreiten dürfte, mit Hilfe aller anderen Diözesen Deutschlands und allgemeiner Steuermittel durch den Bund und das Land Berlin finanziert werden.

In einem Offenen Brief vom 20.02.2018 wurde jeder einzelne katholische Bischof Deutschlands gebeten, von der Kofinanzierung der Denkmalzerstörung und kostspielige Kirchenrepräsentation abzusehen. An einer Online-Petition können sich deutschlandweit Kulturinteressierte und Kirchenmitglieder beteiligen, denn jeder steuerzahlende Bürger ist betroffen. Der Sachverhalt ist Gegenstand einer anhängigen Petition beim Deutschen Bundestag. Angesichts der zu erwartenden Kostenerhöhungen wird die anteilige Förderung des Bundes im Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages verhandelt werden.

  

Es gilt das bedeutende Kulturerbe in Deutschlands Mitte nicht der Zerstörung preiszugeben, das als ein in Architektur gegossenes Zeugnis der liturgischen Bewegung erlebbar ist.

So wie der Wiederaufbau der Hedwigskathedrale nach der Kriegszerstörung nur durch die Unterstützung vieler westdeutscher Bistümer im geteilten Deutschland gelang, können nun Kirchenmitglieder und Kulturinteressierte des wiedervereinten Landes dazu beitragen, dass dieses Symbol und Denkmal deutscher Einheit nicht dem Zeitgeschmack und kirchlichem Repräsentationsstreben geopfert wird.

 

Münster, am 9. Mai 2018

 

Werner J. Kohl, Dipl.-Ing. Architekt, Sprecher der Initiative,

ViSdP für die Initiative „Freunde der St. Hedwigs-Kathedrale“

 

Quellennachweis

  (1)   Herder Korrespondenz 8 /2017 S. 33

       https://www.freunde-hedwigskathedrale.de/dokumente/presse/2017-08-01-hk-umbau-nicht-zwingend/

   (2)   Abgeordnetenhaus Berlin  Drucksache 17 / 14 551  (Antwort auf Frage 3)

https://www.freunde-hedwigskathedrale.de/dokumente/politische-dokumente/abgeordnetenhaus-berlin-wp-17-anfragen/